Person und Werke    Fotografien Autobiografische Notizen


Über die biografischen Daten hinaus und eine frühe Selbstdarstellung ist Persönliches über Erich Waske wenig bekannt. Er hat 1958 ein zweites Mal geheiratet, nachdem seine erste Frau nach langer Ehe 1948 verstorben ist. Beide Ehen blieben kinderlos. Er liebte die Musik (vor allem Wagner) und spielte sehr gut Klavier. Er lebte sehr zurückgezogen und gehörte, abgesehen von seiner Mitgliedschaft im Berufsverband Bildender Künstler Berlins (1946-1980), keiner beruflichen oder politischen Verbindung an. Dennoch war er den Kollegen in Berlin sehr gut bekannt und bei ihnen geschätzt. Joachim Kirchner, sein früher Biograph, hat ihn in einer späteren Würdigung (ca. 1960) dahin charakterisiert, er sei ein "stiller, bescheidener, in sich gekehrter Mensch" gewesen.

Waskes lebenslängliche Bearbeitung kirchlicher und biblischer Motive legt die Vermutung nahe, dass ihn religiöse Fragen im weitesten Sinne existentieller Weltdeutung beschäftigten. In einem Brief vom 7.7.1959 an den Berliner Senator für Volksbildung, Prof. Dr. Tiburtius, sprach er selbst vom "Sinn der Kunst als Offenbarung eines höheren Weiterlebens". Will Grohmann bezeichnet in einer Laudatio zum 70. Geburtstag von Waske diese Neigung als "Hang zum Übersinnlichen", mit der er die "Sphäre der Anthroposophie" berühre. An den Verlag Dumont schreibt Waske im gleichen Jahr, es gehe ihm um eine "höhere Harmonie ohne brutalisierende Deformation... also eine weltweite Schau von humaner Allgemeingültigkeit". In einem Vorwort zu einem Ausstellungskatalog drückt er die Überzeugung aus, es werde ein "neues Zeitalter heraufkommen, dessen Kunst das feierliche, verkündende monumentale Sinnbild sein wird, hervorgegangen aus einer magischen Transsubstantiation unserer eigenen Vorstellungen."

In einem "Bekenntnis" anlässlich einer Ausstellung zu seinem 75. Geburtstag zeigt sich Waske überzeugt: "Höchste Kunst bedeutet Sichtbarmachung des Göttlichen", eine "Art Tempelkunst" .. "zum Lob und Preis der Schöpfung".

Der in Form und Farbgebung vielfach "dramatische" Grundduktus der religiösen und kultischen Motive in Waskes Arbeiten lässt sich auch in eine Parallele zu seinen  vielfältigen nicht-religiösen Motiven seiner Arbeiten bringen.  So betont eine Besprechung der Ausstellung von 1962 (Schöneberger Rathaus), die "dramatische Stimmung", auch wenn es nur um einen Blumenstrauß, ein Schiff, einen Leuchtturm, die Meeresbrandung, den Vesuv oder Pariser Hinterhäuser geht, die bis zum "Pathos hinausgesteigert wird" und sieht hier eine ähnliche Haltung wie bei den Werken mit religiösen Motiven: "Weltwarnung".

Ungeachtet ihrer möglichen inneren Verknüpfung mit Waskes religiös getönter Welt- und Kunstsicht werden seine Arbeiten mit nicht-religiösem Motiven von den Betrachtern hinsichtlich Form- und Farbgebung gern mit Arbeiten von Schmidt-Rottluf, Pechstein und Nolde verglichen. Bis Anfang der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts waren sie sehr begehrt und wurden, so im Katalog der 97. Grossen Kunstausstellung des Kunstvereins Hannover vom 24.2. bis 14.4. 1929, neben diesen heute noch bekannten Künstlern mit ähnlichen Preisen wie diese angeboten. Eine "Mädchengruppe" sollte danach 3000 RM , eine "Südliche Landschaft"  2500 RM und eine "Dünenlandschaft" 2500 RM kosten, während Werke von Pechstein und Schmidt-Rottluff zwischen 2500 und 3500 RM lagen. 

Waske war zwischen 1918 und 1933 auch einem breiteren Publikum bekannt durch Besprechungen und Drucke seiner Werke in Zeitschriften. Velhagen und Klasings Monatshefte stellten ihn im 41. Band ( 1926/27) auf Seite 134 als "Meister der Graphik" mit der Originallithographie "Masurischer See", im 42. Band (1927/28) auf S. 91 mit dem Wandbild "Eislauf" vor.  Im Heft 7-8 ( für April und Mai 1919) der Zeitschrift Deutsche Kunst und Dekoration wurde er mit 5 zum Teil ganzseitigen Darstellungen seiner Gemälde und einer langen Besprechung präsentiert und gelobt als einer der "hoffnungsvollsten der Berliner jüngeren Künstler" (ebda. S.21). Westermanns Monatshefte, die im Untertitel damals als "Illustrierte Zeitschrift der Gebildeten" ausgezeichnet war, widmete ihm im Novemberheft 1930 (vor S. 265) einen ganzseitigen Nachdruck seiner "Villa Roma" , im Augustheft 1931 den Druck seiner "Sonnenblumen". Mit drei Gemälden, war er auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1927 vertreten und großen Eindruck. Die "Landschaft mit Mühlen" wurde eingehend von Johannes Rohr in den Monatsheften für Literatur Kunst und Wissenschaft (Heft 2, Aug. 1927), S, 83ff besprochen und auf S. 79 auch abgedruckt.

Diese Erfolge brachen mit dem Nationalsozialismus ab. Schon seine Teilnahme an einer Ausstellung der Berliner Secession zog eine, trotz aller Wertschätzung seiner Arbeiten eine durch Antisemitismus verunklimpfende Besprechung nach sich. Später (1937) wurde eines seiner Gemälde ( "Dreimastschoner bei Sonnenuntergang", 1931) aus der Nationalgalerie als "entartete Kunst" entfernt, nachdem zuvor drei seiner Werke beschlagnahmt worden waren.

Im Krieg gingen die meisten der Arbeiten von Waske verloren, nicht zuletzt bei der Zerstörung seiner Wohnung in Berlin (1943).

Nach dem Krieg, insbesondere in den Jahren 1950-1960 schien es zunächst, als könnte er an seine Erfolge vor 1931 anknüpfen. Mehrere Ausstellungen folgten. Doch zu den Großen Berliner Kunstausstellungen ab 1960 wurde er trotz seiner Beschwerden beim zuständigen Berliner Senator nicht mehr zugelassen. Seinen Bemühungen, aus seinen Bildern mit religiösen Motiven das eine oder andere in der Nationalgalerie aufgenommen zu sehen, wurden von der Leitung des Hauses wegen unzureichender räumlicher Bedingungen, aber auch wegen des ganz anderen "Stils" der Nationalgalerie eine Absage erteilt. Waske war, wie es schien, unzeitgemäß und trug auch zu solcher Einschätzung bei, indem er die  Bedeutung seiner sakralen Arbeiten trotz seines weitaus reichhaltigeren Oeuvres in den Vordergrund stellte. Sein langjähriger und unermüdlicher Förderer, Willi Grohmann, der "Vater des Expressionismus", brachte dieser Haltung Waskes eine durchaus distanzierte Bewertung entgegen, indem er in seiner Laudatio zum 70. Geburtstag Waskes skeptisch anmerkt: "er hängt an diesen Versuchen."

Zeitgemäß war Waske aber auch vorher nur mit Einschränkungen. Schon seit Beginn seiner malerischen Karriere 1914-1918 war er ein Zuspätgekommener. Er gehörte, wie Grohmann in seiner erwähnten Laudatio notiert, der "zweiten Generation des Expressionismus" an und stand daher in der Gefahr blasser Nachahmung eines großen Vorbildes. Dieser Versuchung ist er jedoch nicht erlegen, wie Grohmann ebenfalls feststellt. Vielmehr hat er, wenn auch in der Nachfolge des Expressionismus, über Jahrzehnte hinweg konsequent mit der Beschränkung auf einige wenige Farben und mit seinen wuchtigen Formen einen sehr eigenständigen Stil entwickelt, der ihn an die Seite heute noch geschätzter Expressionisten stellt, jedoch nach 1950 nicht mehr im gleichen Maße Resonanz gefunden hat wie in der Weimarer Zeit. Vielleicht war Waske dafür ein zu stiller und zurückhaltender Vertreter seiner Kunst in einer Zeit, in der Kunst und Kommerz schon ganz andere Formen der Selbstdarstellung verlangten. Dennoch würdigt ihn eine Besprechung im Berliner Tagesspiegel  vom 15.2.1962 mit den Worten:

"Waske ist ein genialischer Nachfahr der deutschen Expressionisten; sein Tempera kann leuchten wie das Öl Noldes, sein Kohlestrich kann die Prägnanz früher Schmidt-Rottlufs auf eigene Weise übersetzen; seine Sprache bleibt die eines glänzenden Stilisten, dessen Eigenart man dankbar immer wieder bewundert."

Heute werden Waskes nicht-religiöse Werke allmählich wieder zur Kenntnis genommen und zunehmend häufiger in Auktionen mit Preisen zwischen 1500 und 10.000 Euro angeboten. Artprice,  ein Verzeichnis bevorstehender und durchgeführter  Auktionen, listet in der Zeit zwischen 1993 und Juni 2006 Zeichnungen und Aquarelle (31), Grafiken (6) und 90 Gemälde auf. Meist kommen Bilder aus der Zeit nach 1960 zum Verkauf. Waske war bis zu seinem Tod offenbar sehr produktiv, oft auch unter Wiederholung früherer Motive. Sehr selten tauchen auch Arbeiten von vor 1931 auf, so etwa das Gemälde seiner schlafenden Frau auf dem Bett (1919) oder das Amphitheater von Taormina (1928), vereinzelt auch Lithographien mit Motiven rund um die masurischen Seen, die kurische Nehrung oder das Rheintal.


 

 

 

 

Erich Waske

um

1918

 

 

 

Waske im Atelier

1934

 

 

 

 

Um

1965

 

 

 

 
 

 


 

Um

1970